Samstag, 5. April 2014

dein charakter macht dich so häßlich

Heute habe ich mich mit einer guten und langjährigen Bekannten zum Frühstück getroffen. Wir wohnen nicht in der gleichen Stadt. Sie ist Anfang Zwanzig, ich Ende Zwanzig. Wir sehen uns nur selten und haben dann auch immer viel zu reden, wenn wir uns dann treffen. Sie ist Künstlerin, naiv und tough zugleich, wunderschön und blitzgescheit. Sie hat einen neuen Freund, ich kenn ihn schon von den tollen Fotos auf Facebook. Er ist gutaussehend und erfolgreich und dreizehn Jahre älter als
meine Bekannte. Er ist selbstständig in der IT Branche und betreibt eine Firma in Hamburg. Sie erzählte von ihn und seinem Lifestyle. Kurz werde ich neidisch, als sie erzählte, dass er in einer 100 Quadratmeter Altbauwohnung direkt auf der Schanze in Hamburg wohnt. Die Miete kostet 2.000€ und die Wohnung hat Flügeltüren und bodentiefe Fenster. Ihr gefiel sein Leben und sein Lebensstandard und die schönen Dinge, die sie zusammen unternahmen. Sie führen eine Fernbeziehung, da sie in einer anderen Stadt studiert und sehen sich daher höchstens alle sieben Tage. Den Kontakt in der Zwischenzeit beschreibt sie als sporadisch. Ihre Stimme ändert sich kaum merklich. Er arbeitet viel und immer sehr lange. Muss sich mit Kunden zum Golfen treffen und wenn sie bei ihm schläft, darf sie ihn während des Schlafes nicht berühren, da er sonst wach wird und dann nicht mehr einschlafen kann. Ich empfehle ihr mein Lieblingscafé auf der Schanze, doch sie antwortet mir darauf, dass er kein Kuchen isst. Ihr hat er empfohlen, dass sie auch keinen Kuchen essen sollte, denn sie hätte eine Verlangung dick zu werden, dies sehe er an ihren Armen. Meine elfenartige Bekannte tippt mit dem Zeigefinger an ihren Oberarm und gibt ihm Recht. Im Stillen denke, ich mir, dass sie die Zeit mit ihm genießen soll und freue mich für sie, dass ihre Naivität sie beschützt. Es wird nicht ihr letzter Freund sein und ich stelle fest, dass der Charakter leider nicht auf den Fotos bei Facebook gezeigt wird. Mein Neid auf die Hamburger Altbauwohnung verblasst, denn ich merke, dass sie mehr kostet als nur die 2.000€ Miete. Ich habe Mitgefühl mit meiner Bekannten und würde nicht tauschen wollen.
Jetzt ist es Nachmittag und ich mach es mir alleine auf meinem Sofa gemütlich. Vom Bäcker habe ich mir ein Stück Kuchen mitgenommen und schwöre mir, dass ich jemanden finden möchte, der meine Leidenschaft für süße Teigwaren mit mir teilen wird. Das Leben ist zu schön, um auf Kuchen zu verzichten.

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